04 - Der Name der Dunkelheit by Daniel Scholten

04 - Der Name der Dunkelheit by Daniel Scholten

Autor:Daniel Scholten [Scholten, Daniel]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-02-24T16:00:00+00:00


42

Sofis Lage verschlechterte sich. Plötzlich kam die Lockige aus dem Schlafzimmer geschossen und stellte sich neben ihren Freund. Sie trug nur eine Bettdecke. Sofi war die ganze Zeit davon ausgegangen, dass Andersson allein war.

„Entschuldige, liebe Sofi, wenn ich mich einmische. Aber mit dir stimmt irgendetwas nicht. Du klingelst hier am Morgen und wirfst Ebbe abenteuerliche Beschuldigungen an den Kopf.“

Sofi wunderte sich, wie der feingliedrige Andersson an eine Frau mit so dicken Unterschenkeln geraten war, aber wie sie ihn kannte, würde er das bei seiner nächsten Geliebten wieder kompensieren.

Andersson selbst war nicht in Wut geraten, sondern betrachtete Sofi besorgt. „Wir waren gar nicht zu Hause zur … Tatzeit. Das wäre wohl der richtige Ausdruck, oder?“ Andersson lächelte milde. „Wir kamen erst um drei.“

„Das Video ist nun einmal eindeutig“, wiederholte Sofi mit funkelnden Augen. Sie war immer noch in voller Fahrt. „Da kam ein Mann in Ebbes Größe, hat durch meinen Briefschlitz geschaut und ist weiter zu eurer Tür.“

„Dann wird er wohl durch meinen auch geschaut haben. Sieht man meinen Schlitz mit deiner Kamera?“

„Nein.“

„Da hast du es. Außerdem ist er später wieder aus dem Haus gegangen. Ich dagegen bin noch hier.“

„Aber erst sieben Minuten später. Er hat wohl kaum sieben Minuten lang durch deinen Schlitz gestarrt.“

Andersson antwortete mit einem besorgten Blick.

„Also gut“, sagte Sofi. „Entschuldigung. Ich habe mich verrannt.“

„Du solltest dich wirklich mal untersuchen lassen“, bekam sie von der Lockigen mit auf den Weg.

Draußen biss die Kälte auf der Haut. Sie lief zu ihrem Fiat und hoffte, dass er ansprang. Das Telefon klingelte. Sofi meldete sich mit zitternder Stimme.

Es war Henning. „Bist Du schon auf dem Weg?“

„Ich muss die Scheibe freikratzen.“

„Kannst du zu Svenska Dagbladet kommen?“

„Wo sind die?“

„Mäster Samuelsgatan 56.“

Auf den Fiat war Verlass. Sie rangierte aus der Parklücke, schaltete das Radio ein und wechselte auf CD. Der Einzige, der ihre Stimmung jetzt heben konnte, war Jean Ferrat. Es blieb still. Erst hatte Sofi die Kälte in Verdacht. Oben an der Skånegatan hielt sie jedoch und drückte auf den Knopf, mit dem man die CD auswerfen konnte. Nichts regte sich. Sie spähte in den engen Schlitz, erkannte aber nichts. Im Handschuhfach suchte sie nach einer anderen CD. Der Schlitz schluckte sie ohne Reibereien. Also musste er zuvor leer gewesen sein. Sofi verschwendete keinen Gedanken daran, wie das möglich sein konnte, und hievte alle CDs aus dem Handschuhfach auf den Beifahrersitz. Viele waren es nicht. Sie erinnerte sich nicht daran, seit September eine andere CD im Auto gehört zu haben als die von Jean Ferrat. Nachdem sie alle Hüllen geöffnet hatte, stand fest, dass nichts am falschen Platz gelandet war.

Ein Auto zog hupend an ihr vorbei. Sofi warf einen Blick in den Rückspiegel, aber der Fiat hatte die nähere Umgebung völlig eingenebelt. Sie legte den Rückwärtsgang ein und wendete.



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